„FSME-Risikogebiete breiten sich weiter aus“
Herr Prof. Mehlhorn, im Frühling beginnt die Zeckensaison, stimmt das?
- Nein, dies ist eine verbreitete Fehlannahme. Zecken sind mittlerweile fast ganzjährig aktiv. Ein weiterer Mythos ist, dass Zecken von Bäumen springen. Vielmehr verstecken sie sich in der kalten Jahreszeit gerne unter dicken Laubschichten oder im Unterholz. Wer sich im Winter im Freien abseits von Wegen aufhält oder zum Beispiel Stöcke vom Boden aufhebt, riskiert einen Zeckenbefall. Und selbst Ärzte denken beim Auftreten von Symptomen einer FSME im Winter oft nicht an Zeckenstiche als Übertragungsweg der Krankheit.
Wie können durch einen Zeckenstich Krankheiten übertragen werden?
- Zecken können verschiedene Erreger in sich tragen. Durch einen Stich können Bakterien, Viren sowie Einzeller auf den Wirt, also den Menschen, übergehen. Borreliose gehört zu den häufigsten Erkrankungen, die von Zecken übertragen werden. Die Übertragung der Bakterien erfolgt mit dem Speichel acht bis zehn Stunden nach dem Einstich. FSME-Viren hingegen werden unmittelbar beim Einstechen der Zecke weitergegeben. Die Viren der FSME können beispielsweise eine Hirnhautentzündung verursachen.
Besteht in ganz Deutschland die Gefahr, durch einen Zeckenstich infiziert zu werden?
- Die Gefahr einer FSME-Übertragung besteht hauptsächlich in den sogenannten FSME-Risikogebieten. Diese sind auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts aufgelistet. In Deutschland kommt der FSME-Erreger in Bayern und Baden-Württemberg am häufigsten vor. Auch Hessen, Thüringen, Saarland, Sachsen und Rheinland-Pfalz sind betroffen. In der Tat breiten sich die befallenen Gebiete langsam aber stetig aus. Die Erkrankungszahlen sind in den letzten zwei Jahren stark angestiegen, vielleicht weil die Krankheit selbst in den FSME-Risikogebieten noch relativ unbekannt ist und daher keine Vorbeugung erfolgt.
Welche gesundheitlichen Folgen kann eine FSME-Erkrankung haben?
- Diese Infektion kann bei schweren Verläufen auf das Gehirn und das Rückenmark übergreifen. Schwindelgefühl, Sprach- und Schluckstörungen sowie Lähmungen sind dann die Folgen. Die Erkrankung kann sogar zum Tode führen. Für die bereits ausgebrochene FSME gibt es bislang keine hundertprozentige Therapie.
Wie kann man sich vor FSME am besten schützen?
- Bei der Gartenarbeit oder Spaziergängen in der Natur sollte man Zeckenabwehrmittel nutzen und geschlossene Kleidung tragen. Da das keinen ausreichenden Schutz garantiert, sollte man seinen Körper nach der Rückkehr gründlich absuchen. Dabei sollte besonders auf die von Zecken bevorzugten Stellen geachtet werden, also Kniekehlen, Achselhöhlen, Intimbereich. Bei Kindern auch am Kopf, in den Haaren und hinter den Ohren. Die FSME ist in Deutschland die einzige von Zecken übertragene Krankheit, gegen die man sich impfen lassen kann. Die Ständige Impfkommission empfiehlt dies vor allem Menschen, die in Risikogebieten leben oder in diese Gebiete, wie zum Beispiel Süddeutschland und Österreich, reisen.
Was gilt es bei einer FSME-Schutzimpfung zu beachten?
- Für einen vollständigen Schutz sind drei Impfungen notwendig. Bei dieser sogenannten Grundimmunisierung erfolgen die ersten beiden Impfungen im Abstand von ein bis drei Monaten und die dritte, je nach Impfstoff, nach fünf bis zwölf Monaten. Die erste Auffrischung sollte nach drei Jahren erfolgen. Für einen schnellen Schutz, z.B. vor Reisen, sind auch Schnellimmunisierungen möglich.
Quelle: Borchert & Schrader Public Relations GmbH,
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